Caring Community
Der Trend Caring Community umfasst zwei Entwicklungen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt, sich dann insbesondere im vergangenen Jahrhundert durchgesetzt haben: Die demografische Veränderung sowie der Aufbau sozialer Sicherungssysteme und Transferleistungen der öffentlichen Hand. Zur zweiten Entwicklung gehört insbesondere, dass die Care-Aufgaben gesellschaftlich ungenügend verankert geblieben sind:
- Die Bevölkerungsentwicklung umfasst Aspekte der strukturellen und zahlenmässigen Entwicklung, insbesondere die Altersstruktur und die Bevölkerungszahl basierend auf Geburtenzahlen, Sterblichkeitsrate (insbesondere auch Kindersterblichkeit) und Migration. Die aktuelle Entwicklung im Kanton Zürich ist geprägt von Zuwanderung, leicht steigender Geburtenrate und tiefer Sterblichkeitsrate (vgl. Mehr Investition pro Kind). Das Durchschnittsalter im Kanton Zürich wird bis im Jahr 2025 auf über 42 Jahren liegen und der Anteil der über 65-Jährigen auf 18.5% steigen – ein demografisches Bild, wie es sich naturgemäss in allen Wohlstandsgesellschaften zeigt. Statt diese demografischen Veränderung als «Überalterung» zu beschreiben, kann ebenso gut von einer «Unterjüngung» gesprochen werden;
- der Ausbau der Sicherungssysteme und Transferleistungen der öffentlichen Hand zeichnet sich in den vergangenen Jahrzehnten aus durch: Professionalisierung, Differenzierung, Spezialisierung, Institutionalisierung, Ökonomisierung und Kommodifizierung. Es wird in allen Hilfssystemen deutlich, dass für weitere Entwicklungen eine Neuorientierung und Neuausrichtung aus fachlichen und finanziellen Gründen nötig sein wird. Die Wohnbevölkerung nimmt zu, die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab. Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung der Sozialversicherungen. Ebenso nehmen die Gesundheitskosten weiter zu. Ein «Weiter so!» erscheint also ausgeschlossen (Stichwort: «Care-Krise»);
- im Schatten der ausgebauten Sicherungssysteme der öffentlichen Hand obliegt das Gros der Care-Aufgaben stillschweigend den Frauen. Abgewertet und unsichtbar gemacht, übernehmen Frauen Care-Aufgaben im privaten Raum (vgl. Familie als Netzwerk). Auch dort gilt: Ein «Weiter so!» ist ausgeschlossen.
Es kann mit einer steigenden gesellschaftlichen Bedeutung fürsorglicher Praxis und mit einem hohen zivilgesellschaftlichen Care-Engagement gerechnet werden. Care stiftet individuelle und soziale Identität und schafft gemeinschaftlichen Zusammenhalt. Der Trend Caring Community zeigt, wie Bereitstellung, Anerkennung, Aufwertung und Abgeltung von Care-Arbeit im Kontext sozialstaatlicher Verantwortung zu gestalten ist. Auch dazu können bereits Perspektiven skizziert werden:
- Öffentliche Hilfen unterstützen das Betreuungsmanagement von Familien durch die Bereitstellung anleitender Modelle und die Sicherstellung von Netzwerken
- Fachpersonen sind nicht selbst die Leistungserbringenden, sondern übernehmen die Funktion des Supports für zivilgesellschaftliches Engagement (z. B. Mentoring);
- Fachpersonen der Kinder- und Jugendhilfe und Gerontologie kommen intensiv und systematisch ins Gespräch miteinander, auf ideeller und konzeptioneller Ebene (siehe z.B. Cross-over-Care-Angebote von Alterspflege und Kindertagesstätten);
- Grossmütter und Grossväter sind präsent und helfen ihren Kindern bei deren Kinderbetreuung. Solche Familien könnten fachliche Hilfestellungen beanspruchen wollen;
- Niederschwellige Familiennetzwerke und -zentren, Erziehungshilfen, Bildungslandschaften u. ä. funktionieren selbstorganisiert und werden durch eine entsprechende Fachexpertise unterstützt und begleitet.
«Wir wollen nicht Menschen verändern, sondern Verhältnisse bzw. Arrangements gestalten.»
Wolfgang Hinte, Sozialarbeitswissenschaftler
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